Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber mir ist es immer schwergefallen, mich abzugrenzen.
Ganz besonders schwierig war das in Situationen, in denen Klient*innen meine Hilfe gebraucht haben.
Ich hatte das Gefühl, ich müsste immer sofort zur Stelle sein, um sie durch die Krise zu begleiten.
Als eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, für das Schlimme, was sie erleben mussten.
Ich denke immer noch, dass ich möglichst für sie da sein sollte.
Allerdings gucke ich jetzt auch, ob das für mich von meinen Kapazitäten her gerade auch geht oder ob ich eine andere Lösung finden muss.
Ich gehe nicht mehr automatisch über meine Grenzen, wie ich das früher immer getan habe und dann in einem Burnout gelandet bin.
Perspektivenwechsel: Von der Abgrenzung zum JA
Was wäre, wenn wir da einfach mal anders herangehen würden?
Wenn wir uns nicht so sehr anstrengen müssten, auch einmal NEIN zu sagen.
Sondern stattdessen formulieren, was wir lieber tun möchten.
Das könnte dann viel leichter sein.
Denn das betont weniger das Trennende als vielmehr das Verbindende – sowohl mit uns selbst als auch mit anderen.
Sich abzugrenzen ist nicht immer gleichbedeutend damit, auf Distanz zu gehen.
Vielmehr bedeutet es auch, eine gesunde Grenze für das eigene innere Selbst zu ziehen, u.a. auch, um es zu schützen, aber auch um es wertzuschätzen.
Es ist auch ein JA zu mehr Selbstfürsorge. Und damit auch ein JA zu sich selbst.
Gerade in der Arbeit mit anderen Menschen, ist es so wichtig, gut auf sich zu achten, um weiterhin auch für andere da sein zu können.
Auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, ist alles andere als egoistisch.
Vielmehr ist der Fokus auf die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse ein wichtiger Baustein eines guten Selbstwertgefühls.
Was tut Dir selbst gut?
Um eine Grenze ziehen zu können, ist es wichtig, zu wissen, was einem selbst gut tut und was nicht.
Dazu wiederum muss man im Kontakt mit sich selbst sein.
Es ist hilfreich, sich auch mit den eigenen Belastungsfaktoren auseinanderzusetzen.
Das bedeutet konkret, die aktuelle Situation regelmäßig zu reflektieren und kritisch zu überprüfen.
Die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und auf ihre Erfüllung zu achten, ist ein wichtiger Stein in der Burnoutprävention, aber auch auf dem Weg aus einem Burnout.
Gesunde Grenzen wahren zu können ist ein Zeichen einer guten Selbstbehauptung.
Damit erfüllen wir eine Pflicht uns selbst, aber auch unseren Klient*innen gegenüber, da wir nur so gewährleisten können, weiterhin für sie da sein zu können.
Mit diesem Wissen wird Dir eine gute Abgrenzung gelingen.
Kennst du Menschen, denen es bereits gut gelingt, sich abzugrenzen?
Was genau könntest Du von ihnen lernen?