Eigentlich wollte ich weiter an meiner Serie zum inneren Kritiker schreiben.
Aber dann dachte ich mir, dass es gerade bei Burnout ja ganz wichtig ist zu reflektieren, was uns ins Burnout getrieben hat und Dinge zu verändern, die direkt in ein Burnout führen.
Und was bietet sich da besser an als das Jahresende bzw. der Jahresanfang.
Selbst, wenn die zu Neujahr mit Inbrunst getroffenen Entscheidungen oft nicht umgesetzt werden. Aber vielleicht ist das dieses Mal ganz anders.
Das vergangene Jahr reflektieren
Vielleicht hast Du Dir zwischen den Jahren bereits Zeit genommen, Dir Gedanken um das Jahr 2020 zu machen.
Ich denke, für uns alle gilt, dass dieses Jahr ganz anders verlaufen ist, als wir es erwartet haben.
Auch wenn das „böse“ C-Wort uns alle aus unserem normalen Alltagstrott herauskatapultiert hat, hat es dennoch auch unser Hamsterrad angehalten und uns die Möglichkeit zum Innehalten gegeben.
Viele von uns mussten völlig umdenken und haben ihre Arbeit von offline zu online verlegt.
So hattest Du vielleicht völlig unerwartet eine Verschnaufpause, die Dir möglicherweise erst bewusst gemacht hat, dass Du völlig ausgebrannt bist.
Burnout als Chance
Wenn Du Burnout als eine Möglichkeit in Betracht gezogen hast, hast du Dir vielleicht auch schon Gedanken dazu gemacht, wie das passieren konnte.
Lasse das Jahr vor Deinem inneren Auge Revue passieren und überlege genau, welche äußeren Umstände dazu beigetragen haben.
Vielleicht hattest Du als Psychotherapeut*in viel mehr Klient*innen, als Du verkraften konntest – sowohl von den zeitlichen Kapazitäten als auch von der emotionalen Belastung her.
Oder Du hast Dir keine Zeit für Pausen oder einen Ausgleich genommen.
Möglicherweise bist Du aber auch mit Deinen Arbeitsbedingungen unzufrieden, da Du immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit erledigen musst.
Schreibe alles auf, was Dir in den Sinn kommt.
Inwiefern hast du zu Deinem Burnout beigetragen?
Möglicherweise findest Du diese Frage sehr provokant… Dennoch finde ich es wichtig, sie zu stellen, da sie uns hilft, den Weg aus dem Burnout zu finden.
Vielleicht bist du sehr perfektionistisch und machst Dir das Leben damit schwer, da nur 1.000 Prozent für Dich akzeptabel sind.
Oder aber Du neigst dazu, es allen rechtmachen zu wollen und Deine Bedürfnisse zu vernachlässigen. Das Wort NEIN ist ein Fremdwort für Dich.
Eventuell ist Dein Selbstwertgefühl daran gebunden, wie viel Leistung Du erbringst.
All dies sind Verhaltensweisen, die ein Burnout fördern.
Analysiere also, welches Verhalten Dich so sehr über Deine eigenen Grenzen gehen lässt.
Was möchtest Du 2021 verändern?
Wenn Du diese Bestandsaufnahme gemacht hast, können wir uns nun dem Neuen Jahr zuwenden.
Ausgehend von Deiner Analyse des alten Jahres kannst du Deine Ziele für 2021 festlegen.
Was genau möchtest Du verändern?
Was möchtest Du nicht mehr tun?
Ich weiß, es ist schwer, Gewohnheiten zu verändern. Das gilt für eingefahrene Charaktereigenschaften noch viel mehr.
Wichtig ist, dass Du dabei Schritt für Schritt vorgehst, um Dich weder zu überfordern noch zu frustrieren.
Überlege Dir für jeden Veränderungswunsch konkrete Umsetzungsmaßnahmen, damit dieser nicht diffus bleibt.
Wenn Du z.B. lernen möchtest, Dich besser abzugrenzen, dann fange dies am besten in Situationen an, die eher einfach sind, anstatt gleich mit der schwierigsten Situation. Du könntest es z.B. ablehnen, jemanden an der Kasse vorzulassen, wenn Du es selber eilig hast und freundlich NEIN sagen, anstatt denjenigen zähneknirschend vorzulassen.
Mache Dir eine Liste von Deinen Änderungswünschen und fange mit dem Umsetzen gleich an. So gerät Dein Vorhaben auch nicht so schnell in Vergessenheit.
Sorge dafür, dass Du diese Liste immer im Blick hast.
Ein kleiner Tipp: Trage Dir in Deinen Kalender Zeiten ein, die Du für Deine Veränderung reservieren möchtest.
Deine SMARTen Ziele
Wahrscheinlich hast Du schon einmal von der SMART-Methode gehört, wenn es um das Setzen von Zielen geht. Falls nicht, fasse ich es hier einmal kurz zusammen:
Um die Ziele auch wirklich erreichen zu können, ist es wichtig sie richtig zu formulieren, anstatt sie nur vage zu benennen. Dafür ist die SMART- Methode hilfreich. Ein ziel sollte also folgende Eigenschaften haben:
S – Spezifisch
M – Messbar
A – Akzeptiert
R – Realistisch
T – Terminierbar
Ein smartes Ziel ist zum Beispiel:
Bis zum 31.12.2021 werde ich eine neue Stelle als Psychotherapeutin in einem anderen Krankenhaus finden.
Statt:
Ich suche mir einen neuen Job.
Formuliere Deine Ziele für 2021 nach diesem Schema und schreibe Sie Dir am besten handschriftlich auf.
Hilfreich ist es auch, wenn Du diesen Zettel dort hinhängst, wo Du mehrmals täglich dran vorbei gehst.
So verankern sich Deine Ziele besser in Deinem Unterbewusstsein.
Deine Vision
Denke ruhig groß! Wo soll es für Dich hingehen? Vielleicht hast du ja ganz große Wünsche?
Okay, in der Regel lassen sich diese vielleicht nicht in einem Jahr erfüllen.
Aber auch daran kannst Du Schritt für Schritt arbeiten.
Mein Traum war es schon immer, an einem Ort nahe am Meer zu leben, an dem möglichst oft die Sonne scheint. In Berlin habe ich keine gute Work-Life-Balance hinbekommen. Nachdem ich bereits einmal im Burnout gelandet war, bin ich weiterhin immer so daran entlang geschrappt.
Deswegen beschloss ich von der Großstadt Berlin in ein kleines Dorf an der Küste von Goa zu ziehen und das Leben gemächlicher angehen zu lassen.
Hier ist es mir tatsächlich gelungen, meinen Alltag völlig umzukrempeln.
Ich nehme mir Zeit für Sonnenuntergangsspaziergänge am Strand oder zum Schwimmen am Meer.
Ich habe inzwischen eine ausgedehnte Morgenroutine mit Workout, Yoga und Meditation. So starte ich ganz anders in den Tag.
Das Leben hat sich entschleunigt.
Und natürlich genieße ich die Sonne… 😊
So radikal muss die Veränderung nicht immer sein. Aber tiefgreifende Veränderungen erfordert ein Burnout schon, denn sonst bleibt alles beim Alten.
Was ist also Deine Vision? Ich bin gespannt darauf, von Dir zu lesen.