Schwierig Nein zu sagen

Von der Schwierigkeit, Nein zu sagen

Sicher kennst Du das, dass Du in manchen Situationen, in denen Du gern Nein sagen würdest, ganz automatisch doch ein JA über Deine Lippen kommt… Hinterher ärgerst Du Dich über Dich selbst. Doch schon beim nächsten Mal passiert es wieder, obwohl Du Dir fest vorgenommen hattest, dieses Mal standfest zu bleiben! Woran liegt es, dass es uns oft so schwerfällt, uns abzugrenzen? Warum sind wir so schnell bereit, unsere Wünsche und Bedürfnisse hinten an zu stellen?

Angst vor Zurückweisung

Es ist ein natürliches Bedürfnis eines jeden Menschen, anerkannt und bestätigt zu werden. Wir möchten unbedingt dazu gehören und geliebt werden. Dieses Bedürfnis nach Zugehörigkeit hat durchaus evolutionäre Gründe, denn früher war das Überleben nur in Gruppen möglich. Daher versuchen wir unbewusst immer noch, die Zuneigung von anderen Menschen nicht zu gefährden und sind dafür bereit, einiges in Kauf zu nehmen.

Wunsch nach Anerkennung

Viele Menschen sind davon überzeugt, dass sie umso mehr gemocht werden, je mehr sie die Wünsche und Bedürfnisse von anderen erfüllen. Wir genießen auch das Gefühl, von anderen gebraucht zu werden und die Bestätigung dafür zu bekommen, wenn wir anderen Menschen helfend zur Seite stehen. Viele von uns haben das Helfen sogar zum Beruf gemacht und ziehen ihr Selbstverständnis daraus. Dass andere uns dankbar sind für unsere Hilfe, erfüllt uns nicht selten mit Freude. So setzen wir alles daran, diese Bestätigung von außen weiterhin zu bekommen. Allzu oft sind wir dann ohne Zögern wieder bereit, sofort Ja zu sagen, ohne zu überlegen, ob wir überhaupt die Kapazitäten haben, diese Aufgabe zu übernehmen.

Angst vor Ablehnung

Sehr oft haben wir als Kind bereits die Erfahrung gemacht, dass wir unseren Eltern gehorchen mussten und andernfalls mit Strafen zu rechnen hatten. So haben wir es schon früh gelernt, es anderen recht zu machen. Häufig mussten wir mit dem Entzug von Zuneigung rechnen, wenn wir unartig waren. Wie oben beschrieben, wird dabei eine menschliche Urangst ausgelöst. Für ein kleines Kind ist dies eine sehr beängstigende Situation, da wir in dem Alter von unseren Bezugspersonen abhängig sind, um überhaupt überleben zu können.

So lernen wir bereits sehr früh, dass es negative Konsequenzen hat, wenn wir uns abgrenzen wollen. Daher folgen wir dann nicht unseren eigenen Bedürfnissen und sagen viel zu oft Ja, wenn wir eigentlich Nein meinen. Im Erwachsenenalter haben wir uns dann das Nein sagen bereits abtrainiert und müssen es erst einmal wieder mühsam erlernen.

Befürchtung, als egoistisch zu gelten

Viele Menschen sind schnell mit dem Vorwurf des Egoismus zur Hand, wenn sie ihre Interessen nicht durchsetzen können. Sehr hilfsbereite Menschen lassen sich davon leicht beeindrucken, da sie auf keinen Fall als egoistisch gelten wollen. Dies passt gar nicht zu ihrem Selbstbild. Dabei ist es ein Zeichen für ein gesundes Selbstbewusstsein und auch für Selbstliebe, seine eigenen Interessen gut vertreten zu können. Ein gewisses Maß an Egoismus ist dafür sogar wichtig.

Vielmehr ist es eher so, dass die Menschen, die Dich als Egoist*in bezeichnen, diesen Vorwurf dazu benutzen, um Dich zu manipulieren und ihre eigenen Interessen durchzusetzen, indem sie Dir ein schlechtes Gewissen machen wollen. Daher trifft dieser Vorwurf viel eher auf sie selbst anstatt auf Dich zu.

Angst vor Konflikten

Viele von uns haben die Befürchtung, einen Konflikt herauf zu beschwören, wenn wir Nein sagen. Tatsächlich passiert dies allerdings eher selten. Nur wenige Menschen sind sauer auf Dich, wenn Du ihnen eine Bitte abschlägst. Manche sind vielleicht kurz enttäuscht, aber ein Weltuntergang ist es nicht und sie überlegen sich halt eine andere Lösung.

Wenn Du zu denjenigen gehörst, die Ja sagen, obwohl sie Nein meinen, hast Du vielleicht in der Vergangenheit aber bereits schlechte Erfahrungen damit gemacht. Vielleicht bist Du deshalb zu der Überzeugung gelangt, dass ein Ja mit zusammengebissenen Zähnen weniger risikoreich ist, als ein klares Nein. Wir wägen in solchen Situationen unbewusst immer das Konfliktrisiko ab.

Angst vor Schuldgefühlen

Häufig plagt uns das schlechte Gewissen, wenn wir eine Bitte abschlagen. Um diese Schuldgefühle zu vermeiden, übernehmen wir doch lieber die angefragte Aufgabe.

Auch hierfür liegt die Ursache zumeist in unserer Kindheit. Wir lernen dort meistens, dass wir hilfsbereit sein sollen und auf die Bedürfnisse von anderen einzugehen haben. Besonders von Mädchen wird erwartet, selbstlos zu sein, weshalb es gerade Frauen schwerer fällt, sich abzugrenzen. Auch Menschen in helfenden Berufen stellen ihre eigenen Wünsche oft hinten an.

Angst vor Veränderungen

Menschen sind Gewohnheitstiere… Aber nur, weil Du vielleicht in den letzten Jahren zu den notorischen Ja-Sager*innen gehört hast, muss dies ja nicht immer so bleiben! Auch wenn die anderen schon so daran gewöhnt sind, werden sie sich auch daran gewöhnen, wenn Du nicht mehr zu allem uneingeschränkt Ja sagst. Wenn Du dies geschickt kommunizierst, werden die Reaktionen auf diese Veränderung bestimmt nicht so schlimm ausfallen, wie Du es befürchtest. Es gibt schließlich jede Menge Möglichkeiten, ein „Nein“ so zu verpacken, dass Du niemandem vor den Kopf stößt bzw. bloßstellst oder verärgerst – und trotzdem souverän Deinen Standpunkt vertrittst.

Vor- und Nachteile des JA- und NEIN-Sagens

Um nun noch einmal zusammenzufassen, was für Vor- und Nachteile es Dir bringt, wenn Du Ja bzw. Nein sagst, lässt sich folgendes sagen:

  • Den Bitten nachzukommen, bedeutet im positiven Fall, dass
  • Du das Gefühl hast, mehr gemocht zu werden,
  • Du ein schlechtes Gewissen vermeidest,
  • Du Dich wichtig und gebraucht fühlst,
  • Du Dich als selbstlosen und hilfsbereiten Menschen sehen kannst,
  • Du Anerkennung für Deine Hilfsbereitschaft bekommst.

Zu den Nachteilen des Ja-Sagens hingegen gehört, dass

  • Du die Interessen und Bedürfnisse anderer vor Deine eigenen stellst,
  • Dein Selbstwertgefühl darunter leidet, dass Du Dich nicht für Deine eigenen Interessen einsetzt,
  • Menschen Dich höchstwahrscheinlich sehr oft ausnutzen, da sie wissen, dass Du nicht Nein sagen kannst,
  • Du Deine eigenen Ziele nicht verfolgst,
  • Du in einem Burnout landen kannst, da Du Deine eigenen Kapazitäten nicht überprüfst und Dich daher schnell übernimmst.

Sagst Du hingegen auch einmal Nein,

  • wirst Du von anderen eher respektiert und ernst genommen,
  • hast Du mehr Zeit für Dich, Deine Selbstfürsorge und Deine eigenen Projekte bzw. Ziele,
  • trägt dies mehr zu der Entwicklung Deines Selbstbewusstseins bei.

Aber natürlich hat es auch Nachteile, sich abzugrenzen. Dazu gehört:

  • Manche Menschen können enttäuscht oder verärgert reagieren.
  • Dies kann manchmal auch zu Konflikten führen.
  • Du gehst das Risiko ein, eventuell weniger gemocht zu werden.
  • Du musst Verantwortung für Deine Entscheidungen übernehmen und kannst dies nicht auf andere abwälzen.

Wenn Du die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägst, kannst Du leicht erkennen, dass es sich lohnt, ein halbherziges Ja durch ein klares Nein zu ersetzen.

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mit Kraenkungen wirksam umgehen

Mit Kränkungen wirksam umgehen

Je mehr Menschen ich mit dem Thema Burnout begleite, stelle ich fest, dass Kränkungen dabei oft eine große Rolle spielen und eine weitreichende Bedeutung für unser Leben haben. Die Kränkungsdynamik taucht in all unseren Lebensbereichen auf: in nahen und entfernteren Beziehungen, in unserem Berufsleben, in gesellschaftlichen Strukturen oder auch in politischen Auseinandersetzungen.

Unaufgelöste Kränkungskonflikte verhindern konstruktive Auseinandersetzungen und führen leicht zu Missverständnissen, andauernden Konflikten und im schlimmsten Fall auch zu Hass und Gewalt. Auch Burnout kann eine Folge davon sein. Umso wichtiger ist es, die Kränkungsdynamik besser zu verstehen, um einem möglichen Burnout vorzubeugen und mit den Kränkungen wirksam umgehen zu lernen .

Wenn wir verstehen, welche Prozesse genau in uns ablaufen und was unser Gegenüber dazu veranlasst, kränkend mit uns umzugehen, ist dies ein erster Schritt in Richtung einer Lösung.

Im Teufelskreis der Kränkung gefangen

Kränkungen können in uns Rache und Zerstörungsgedanken auslösen. Wir richten Gefühle von Wut und Hass auf unser Gegenüber, den oder die wir als Gegner bzw. Gegnerin empfinden. Unversöhnlichkeit, Bitterkeit und Ablehnung entstehen als Folge davon auf beiden Seiten. Nicht selten geht so jede Art von Beziehungen in die Brüche.

Es kann gut sein, dass wir aus Gefühlen der Ohnmacht und Hilflosigkeit heraus, verbal oder sogar auch körperlich zurückschlagen. Verbale oder physische Gewalt befreit uns allerdings nicht von unserem Schmerz der gefühlten Verachtung, Demütigung oder Entwertung. Ganz im Gegenteil! Je machtloser wir uns fühlen, desto gewalttätiger sind wir und umgekehrt.

Die Befriedigung darüber, unser Gegenüber mindestens so sehr gekränkt zu haben, wie er uns, heilt weder unsere Wunden noch löst es den zugrunde liegenden Konflikt.

Auch wenn wir uns beleidigt zurückziehen, um unsere Wunden zu lecken und im Selbstmitleid zu zerfließen, ändern wir überhaupt nichts. Dies führt lediglich dazu, dass wir tief in Rachegedanken und Hassgefühle eintauchen. So bleiben wir in einem unfriedlichen Zerwürfnis gefangen, das nur wieder zu der nächsten Kränkung und dem nächsten Konflikt führt.

Sind wir mit uns und mit anderen nicht im Frieden, ziehen wir unbewusst auch zwangsläufig Ablehnung und Aggression an. So entsteht ein Teufelskreis, aus dem wir uns nur schwer befreien können. Daher ist es sehr wichtig, die erlittene Kränkung aktiv aufzulösen.

Mit Kränkungen wirksam umgehen

Die doppelte Bedeutung einer Kränkung

Wir sprechen dann von einer erlittenen Kränkung oder einer Kränkungsreaktion, um unser Erleben auszudrücken, wenn wir uns gekränkt fühlen. Von einer erteilten Kränkung oder auch Kränkungshandlung sprechen wir hingegen dann, wenn es um die Handlung des Kränkens geht, also was wir tun, um jemand anderen zu kränken.  

Eine Kränkungshandlung ist immer auch etwas Subjektives, denn sie hängt davon ab, ob ein Verhalten von uns als kränkend erlebt wird. Das bedeutet, dass theoretisch alles als kränkend erlebt werden kann. Es heißt aber auch, dass jeder durch andere Erlebnisse gekränkt sein kann. Was ich als kränkend erlebe, muss für Dich gar nicht kränkend sein!

Sich für die Kränkung verantwortlich fühlen

Alles Mögliche kann also bei uns eine Kränkungsreaktion auslösen. Damit hat eine Kränkung mehr mit uns als mit dem Gegenüber oder mit der Kränkungstat zu tun, auch wenn Du dies vielleicht gar nicht hören magst und es auf den ersten Blick auch nicht so erscheint.

Entgegen unserem eigenen Erleben, sind wir Kränkungen nicht hilflos ausgeliefert, auch wenn es uns schwer fällt, mit einer Kränkung wirksam umzugehen. Unser aktiver Part besteht darin, dass wir bestimmte Handlungen oder Worte von anderen Menschen als kränkend interpretieren.

Wie sehr wir uns verletzt fühlen, hängt daher davon ab, welche Bedeutung wir diesem Vorfall geben. Und auch davon, welche Erfahrungen wir bereits vorher gemacht haben, in denen unsere innere Sicherheit erschüttert wurde und unsere Bedürfnisse ignoriert wurden.

Kränkungen schwächen unser Selbstwertgefühl

Jeder Mensch ist kränkbar! Allerdings wird die Kränkung von jedem bzw. jeder in einem unterschiedlichen Ausmaß erlebt.

Fühlen wir uns gekränkt, so schwächt dies unser Selbstwertgefühl. Wir fühlen uns geringschätzt, abgelehnt und erniedrigt. Je weniger stark ausgeprägt unser Selbstwertgefühl ist, desto empfindlicher reagieren wir auf eine erlebte Kränkung.

Selbstbewusste Menschen sind deswegen nicht so leicht kränkbar, da sie negative Erlebnisse mit anderen Menschen nicht persönlich nehmen. Das ist sehr viel leichter gesagt als getan.   

Menschen mit einem schwachen Selbstwertgefühl hingegen brauchen Bestätigung von außen, um ihr Selbstwertgefühl zu stützen. Bleibt diese Wertschätzung allerdings aus, fühlen sie sich schnell gekränkt.

Allgemein lässt sich sagen, dass in Kränkungssituationen unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Wir fühlen uns dann nicht gesehen und nicht ernst genommen. Uns fehlt die Anerkennung und Bestätigung des Gegenübers.

Dies gibt uns aber auch die Chance, aus dieser Kränkungssituation zu lernen. Wir können uns in solchen Fällen auf die Suche machen und herausfinden, welche unserer Bedürfnisse nicht erfüllt wurden und dafür sorgen, dass sie auf anderem Wege erfüllt werden.

Schreck lass nach

Fühlen wir uns gekränkt, führt dies zu einem inneren Erschrecken. Auch unser Körper reagiert auf diesen Schreck:

  • Wir halten den Atem an,
  • unsere Muskeln verkrampfen,
  • wir fühlen uns völlig erstarrt.

Auch diese Körperreaktionen können wir nutzen, um aus diesem erstarrten Schrecken herauszukommen. Dazu brauchen wir erst einmal nur tiefer zu atmen und uns zu bewegen. Dies sind die ersten Schritte, um die Kränkung überwinden zu können. Verharrt der Körper stattdessen chronisch in der erstarrten Schreckreaktion, können viele psychosomatische Erkrankungen entstehen.

Werden die Kränkungen nicht verarbeitet, bieten sie den Nährboden für weitere Verletzungserfahrungen.

Strategien im Umgang mit Kränkungen

Nachdem wir nun aus der erstarrten Schrecksituation wieder hinausgekommen sind, ist es hilfreich, uns mit ein paar konstruktiven Fragen auseinander zu setzen.

Als erstens sollten wir uns fragen, welcher wunde Punkt bei uns berührt wurde, denn letztendlich trifft jede Kränkung einen wunden Punkt bei uns. Jede Verletzung, die uns an eine ähnliche frühere Verletzung erinnert, reißt alte Wunden wieder auf, die noch nicht verheilt sind.

So ist unsere heutige Reaktion auch dadurch mitbestimmt, was wir zuvor erlebt haben. Dies kann dazu führen, dass wir in dieser Situation viel heftiger darauf reagieren, als das angemessen wäre. Es bedeutet auch, dass unser Gegenüber mehr abbekommt, als es angebracht wäre, da er praktisch stellvertretend für alle steht, die uns ähnliches angetan haben.

Frage Dich daher, welche alte Wunde durch die aktuelle Kränkungshandlung wieder aufgebrochen ist. Welche Wunde konntest Du bisher noch nicht heilen?

Außerdem könnte es Dich weiterbringen, wenn Du überlegst, ob Dein Gegenüber auch etwas von dem abbekommt, was eigentlich einer anderen Person aus einer früheren Erfahrung gilt. Mache Dir also klar, welche Reaktion in der aktuellen Situation angemessen wäre und welche zu einem früheren Gegenüber gehört.

Helfen kann dabei auch, über den eigenen Tellerrand zu schauen, indem Du Dir klarmachst, welchen Hintergrund Dein Gegenüber hat. Welchen wunden Punkt hast Du unter Umständen auch bei ihm getroffen? Was hat ihn verletzt?

Mache Dir darüber hinaus bewusst, dass niemand in der Lage ist, Deine alten Wunden zu heilen! Allzu leicht machen wir den anderen für unsere eigenen Gefühle verantwortlich. Das passiert nahezu automatisch.

Doch andersherum wird ein Schuh draus: Nur Du selbst bist verantwortlich für Deine eigenen Gefühle! Das kannst Du daran merken, dass die gleiche Situation bei jemand anderem ganz andere oder auch gar keine Gefühle auslösen würde. Die erlebte Kränkung hat daher immer mit der eigenen Geschichte zu tun.

Kränkungen lassen sich dadurch auflösen, indem wir Verständnis für unsere eigene Geschichte und den biographischen Hintergrund des Gegenübers aufbringen. Vorwürfe, anklagende Worte und das Ausagieren von Wut hingegen, lösen weder die Kränkung noch den darunter liegenden Konflikt auf und erfüllen auch nicht Deine Bedürfnis nach dem Gesehen werden.

Was sind Deine nächsten Schritte?

Nimm das Tempo raus! Anstatt sofort mit überschießender Wut zu reagieren, trete einen Schritt zurück und sortiere Deine ausgelösten Gefühle. Bevor Du auf die erlebte Kränkung reagierst, macht es Sinn, vor einer Reaktion mindestens einen Tag und eine Nacht abzuwarten, um Dein Gemüt abzukühlen.

Nimm eine Überprüfung der Realität vor. Treffen die Annahmen, die Du über die Absichten Deines Gegenübers getroffen hast, wirklich zu?  Du könntest den anderen auch erst einmal fragen, ob Deine Vermutungen über das Geschehen und über seine Absichten wirklich so stimmen, bevor Du auf Verdacht oder aufgrund Deiner Spekulationen reagierst.

Ein wirksamer Umgang mit Kränkungen beinhaltet unter anderem auch, dem anderen mitzuteilen, welches Deine Befürchtungen sind und was Du bräuchtest, um Dich sicher zu fühlen. Genauso wichtig ist es, den anderen zu fragen, was in ihm vorgegangen ist und was er von Deiner Seite aus bräuchte. So lassen sich die Kränkungen auf beiden Seiten auflösen und die darunter liegenden Konflikte bereinigen.


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Lebensthemen erkennen und auflösen

Lebensthemen erkennen und auflösen

In meinem letzten Blogartikel bin ich auf die ersten sechs Lebensthemen näher eingegangen, die ich in meinem Coaching verwende, um innere Konflikte meiner Coachees zu lösen, die zumeist unbewusst sind und sie blockieren. Diese Lebensthemen zu erkennen und sie anschließend aufzulösen, macht den Weg frei für anstehende Veränderungen. Gerade beim Thema Burnout ist es wichtig, unseren Verhaltensweisen auf die Spur zu kommen, die die Erschöpfung begünstigen, um wieder in unsere Kraft zu kommen.

Auch diese weiteren sechs Lebensthemen gehen auf Roland Kopp-Wichmann zurück, bei dem ich dieses Tool gelernt habe.

Nicht zufrieden sein

Obwohl der Betreffende vieles gut macht und auch vieles gut kann, kann er dies nicht anerkennen und kritisiert sich meistens selbst. Er ist der Überzeugung, dass er es hätte noch viel besser machen können. So, als müsste er sich ständig beweisen. Nichts und niemand ist gut genug und er selbst schon einmal gar nicht. Auch wenn er keinen blassen Schimmer hat, was er beweisen möchte und wem gegenüber…

Er hat keinen Kontakt zu seinen eigenen Gefühlen, denn dies war in seiner Familie verboten oder aber er hat es verlernt. Nur reibungsloses Funktionieren erfüllt ihn. Es versteht sich von selbst, dass er sich voll dem Perfektionismus verschrieben hat – sowohl beruflich als auch privat. Klar ist auch, dass hier Burnout ein wichtiges Thema ist, mit dem sich Coachees mit diesem Lebensthema an mich wenden.

Viele stellen sich auch die Frage nach dem Sinn des Lebens. Manchmal kommt eine große gähnende Leere, nachdem er oder sie ein Ziel erreicht hat, auf dessen Erzielung er bzw. sie jahrelang hingearbeitet hatte. Der Fokus liegt auf dem Unerledigten oder dem Unerreichten, niemals auf den Erfolgen. In seinem Elternhaus lag die Betonung sehr häufig auf Leistungsbereitschaft und Funktionieren müssen. Der Einfluss auf das eigene Leben wird von ihm massiv unterschätzt.

Nicht erwachsen sein

Der Mensch mit diesem Lebensthema wirkt anfangs kompetent und hilfsbereit und sehr nett. Das nicht Erwachsen-Sein lässt sich daran erkennen, dass sich die Betreffenden sehr schlecht durchsetzen können. Sie passen sich leicht an andere an. Verantwortung zu übernehmen, ist nicht ihre Stärke. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Freiheit (vermeintlich) eingeschränkt wird, rebellieren sie auch schon mal gegen Autoritäten.

Persönliche Beziehungen können sie nicht wirklich auf Augenhöhe führen. Entweder wird der Partner bzw. die Partnerin idealisiert oder aber sie versuchen, ihn oder sie zu dominieren. Dass sie sich innerlich oder äußerlich an ihre Eltern gebunden fühlen, ist ein sehr häufiges Thema im Coaching.

Sie weiß oft nicht, was sie will und was ihre Ziele sind. Sowohl beruflich als auch privat findet sie sich ein ums andere Mal in Situationen wieder, in die sie ihres Wissens nach ohne ihr Zutun hineingerutscht ist.

Sie sind konfliktscheu, weshalb es ihnen auch schwerfällt, ihre Wut auszudrücken. Da sie sich durch die Augen von anderen betrachten und ständig darüber nachdenken, was diese wohl über sie denken mögen, versteht es sich von selbst, dass ihnen die Meinung von anderen über allen Maßen wichtig ist.

Nicht aggressiv sein

Menschen mit diesem Lebensthema haben bereits in frühestem Kindesalter erfahren müssen, dass sie dafür bestraft worden sind, wenn sie ihren Ärger oder ihre Wut gezeigt haben. Deshalb haben sie nicht gelernt, sich abzugrenzen. Etwas für sich einzufordern oder auch mal Nein zu sagen, löst in ihnen starke Schuldgefühle und häufig auch Ängste aus.

Doch aufgestaute Wut hat die Tendenz, sich irgendwann explosiv zu entladen, wenn das Maß voll ist. Darüber sind sie dann so erschreckt, dass sie zukünftig ihre Aggressionen noch mehr zu unterdrücken versuchen.

Häufig handelt es sich hierbei um Menschen mit einer sanften Ausstrahlung, die sich mit Themen wie Meditationen, Buddhismus oder auch gewaltfreier Kommunikation beschäftigen. Sie setzen sich mit großem Engagement für den Frieden auf der Welt ein. Übermäßig häufig treffen sie allerdings auf aggressive Menschen, die sie verurteilen oder sie von ihrem friedlichen Weg abbringen möchten.

Viele haben auch einen zwanghaften Zug, der sich in übertriebenen Perfektionismus, einer pedantischen Ordnung oder auch einer extremen Pünktlichkeit zeigen kann.

Entweder sind sie Kinder pazifistischer Eltern oder das Gegenteil traf zu: Ihre Eltern stritten andauernd.

Dieses Lebensthema führt zu einer starken Ambivalenz. Die Coachees wollen unbedingt etwas verändern – und wollen es auf einer unbewussten Ebene doch nicht! Entscheiden können (oder wollen) sie sich nicht. Aber: Es soll auf keinen Fall so bleiben, wie es ist!

Neue Ziele erreichen durch Lebensthemen erkennen und auflösen
Time for change. New Year’s pledge, to alter something

Nicht besser sein

Diesen Menschen fällt es schwer, sich zu zeigen. Sie schämen sich dafür, wenn sie andere auf sich aufmerksam machen. Deshalb vermeiden sie es, sich öffentlich zu präsentieren oder einen Beitrag während einer Versammlung beizusteuern. Sie hören lieber zu. Sie wissen schon, dass sie Gehaltvolles zu sagen hätten, trauen sich aber nicht, damit sichtbar zu werden. Dies löst starke Ängste aus. Gleichzeitig blicken sie voller Neid auf andere, die erfolgreicher sind, obwohl jene viel weniger zu bieten haben.      

In ihrer Kindheit mussten sie häufig die Erfahrung machen, beschämt worden zu sein. Alles, was nach Egoismus oder Konkurrenz-Denken roch, wurde in den „Untergrund“ verbannt. Gleichzeitig träumen sie von einer gerechteren und besseren Welt.

Als Kind haben sie oft die Erfahrung gemacht, dass sie zurückstecken mussten, da ein Familienmitglied unterstützt werden musste und daher die ganze Aufmerksamkeit aller beanspruchte.

Nicht schwach sein

Menschen mit diesem Lebensthema funktionieren über sehr lange Zeit nahezu perfekt. Sie leisten sehr viel mit großem Einsatz. Doch dann kommt es plötzlich zu einem Zusammenbruch. Diese Krise kann durch gesundheitliche Symptome oder bestimmte private und berufliche Themen ausgelöst sein. Burnout ist hier ein großes Thema.

Der Zweifel erhält Einzug in ihr Leben. Sinnfragen wie „Wozu lebe ich?“ oder „Was hat das alles für einen Sinn?“ tauchen auf.

In seiner Kindheit hat er schon früh die Erfahrung machen müssen, dass Beziehungen unsicher oder sogar gefährlich sind. Vielleicht waren seine Eltern selbständig oder beide berufstätig und er war oft sich selbst überlassen. Möglicherweise richtete sich aber auch die ganze Aufmerksamkeit seiner Eltern auf das Geschwisterkind, weil es Probleme machte. So besetzen sie die „pflegeleichte“ Rolle innerhalb des Familiensystems. So machen sie sich scheinbar unabhängig von anderen. Sie reden sich ein, niemanden zu brauchen, denn sie möchten sich nie mehr schwach fühlen. Daher verlassen sie sich nur noch auf sich selbst, so nach dem Motto: „Verlässt Du Dich auf andere, bist Du verlassen!“

Sie sind beruflich oft erfolgreich, denn sie sind kompetent, belastbar und arbeitswillig.

Privat finden sie sich häufig in Fernbeziehungen wieder. Oder sie sind schon sehr lange auf der Suche nach einer besseren Hälfte, denn der oder die Richtige war noch nicht dabei. Befinden sie sich in einer Partnerschaft, so sind sie diejenigen, die alles managen und als die Stärkeren erscheinen.

Nicht fühlen

Nichts zu fühlen war mal als Überlebensmechanismus sehr wichtig. Gefühle spüren zu müssen, geht einher mit der Angst, von ihnen überflutet zu werden und die Kontrolle zu verlieren. Dies kann in der Angst gipfeln, verrückt zu werden. Um ihren Gefühlen zu entfliehen, flüchten sie sich in ihren Verstand und ins logische Denken.

Zumeist stammen sie aus einer sehr rationalen Familie, in der es keinen Platz für Gefühle gab. Es kann aber auch sein, dass ein Mitglied der Familie sehr emotional ist und dafür Ablehnung erfährt. Es wird zum Beispiel als hysterisch abgestempelt. Das Fehlen von Emotionen kann aber auch dazu dienen, ein Tabu unter den Teppich zu kehren.

Nun hast Du einen Überblick über alle 12 Lebensthemen, wenn Du beide Blogartikel gelesen hast. Auch wenn ich die Lebensthemen an dieser Stelle nur verkürzt darstellen konnte, hast du Dich vielleicht an der einen oder anderen Stelle wiedergefunden.

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Lebensthemen im Coaching

Die Rolle von Lebensthemen im Coaching

Es gibt so viele verschiedene Methoden im Coaching, dass es manchmal schwer ist zu entscheiden, mit welcher ich nun arbeiten möchte. Meistens lasse ich mich von meiner Intuition leiten, für welche Coachees welche Methode passend erscheint, um auf seinem oder ihren Weg voranzukommen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Doch das Grundgerüst stellt das Arbeiten mit den jeweiligen Lebensthemen in meinem Coaching dar, dass ich von Roland Kopp-Wichmann gelernt habe. Wenn man das dahinterliegende Lebensthema auch emotional verstanden hat, lassen sich oft die Probleme oder inneren Konflikte ganz leicht lösen.

Die 12 Lebensthemen im Coaching

Roland Kopp-Wichmann hat 12 Lebensthemen zusammengestellt, von denen ich in diesem Artikel die ersten sechs vorstellen möchte. Den folgenden sechs Lebensthemen widme ich mich dann im nächsten Blogartikel.

Jedes Symptom, das bei uns auftaucht, löst einen unbewussten inneren Konflikt. Im Coaching geht es darum, diesen inneren Konflikt bewusst zu machen, indem wir uns der Erforschung des darunterliegenden Lebensthemas widmen. Mit der Bewusstwerdung kann auch das Symptom verschwinden, da es dann nicht mehr benötigt wird. Mit Neugier und Offenheit lässt sich erkunden, wie wir es eigentlich (unbewusst) machen, dass wir immer wieder die gleichen Situationen in unserem Leben herstellen.

Nicht existieren

Menschen, die mit diesem Thema durch das Leben gehen, haben das Gefühl, keine Existenzberechtigung zu haben. Dies kann sich so äußern, dass sie ihren Lebenssinn darin sehen, sich für andere aufzuopfern. Anderen zu helfen wird dann zum Selbstzweck, denn das Gefühl gebraucht zu werden, berechtigt in ihren Augen dazu, auf der Welt zu sein.

Dieses Helfer-Syndrom kann sich sowohl beruflich als auch privat zeigen. Es versteht sich von selbst, dass Menschen mit diesem Lebensthema für ein Burnout prädestiniert sind, da sie ihre ganze Energie ins Helfen stecken und sich dabei völlig verausgaben.

Häufig handelt es sich um Kinder, die nicht gewollt waren. Auch lange Trennungen von den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen in den ersten 7 Lebensjahren, die mit großen Verlassenheitsängsten einhergingen, können eine Ursache für dieses Lebensthema sein. Vielleicht war die Mutter bei der Geburt auch sehr jung und ihrer Rolle nicht gewachsen. War das Kind ein Frühchen oder gab es Komplikationen bei der Geburt?

Nicht wichtig sein

Hier haben wir es mit Menschen zu tun, die sich so sehr Anerkennung von anderen wünschen, diese aber nicht bekommen. Sie leisten sehr viel, aber es scheint niemand zu bemerken, obwohl sie sich so sehr anstrengen. Wenn sie allerdings doch einmal Anerkennung bekommen, können sie diese gar nicht annehmen, denn im Grunde ihres Herzens sind sie überzeugt davon, dass sie diese gar nicht verdient haben. Sie bagatellisieren dann selbst ihre Leistungen, weil sie denken, der andere lobe sie nur aus Mitleid.

Betroffene leiden meist unter dem sog. Impostor-Syndrom, bei dem sie sich wie Hochstapler*innen fühlen. Auffällig ist, dass sie überzeugt davon sind, nur Glück gehabt zu haben, wenn sie erfolgreich sind. Für negative Leistungen halten sie sich allerdings übermäßig verantwortlich. Ursächlich dafür ist meistens ein strenges Elternhaus, in dem nur Leistung und gute Noten zählten. Durch ihre hohe Leistungsbereitschaft sind auch sie stark burnoutgefährdet.

Nicht dazu gehören

Menschen mit diesem Lebensthema haben das Gefühl, anders als alle anderen zu sein und fühlen sich nirgends zugehörig. Sie haben sogar den Eindruck, andere zu stören oder zu belasten. Diese Menschen haben es gelernt, sich überall einzufügen und nicht aufzufallen.

Menschen mit Migrationshintergrund betrifft dies besonders, da sie auch viel gesellschaftliche Ausgrenzung erfahren. Auch Kinder, die aus den unterschiedlichsten Gründen gemobbt oder abgelehnt wurden, haben das Gefühl, nicht dazu zu gehören.

Häufig tritt dieses Lebensthema auf, wenn die Mutter ungewollt schwanger war oder die Eltern ein Sonnenkind bzw. ein Sorgenkind hatten, auf das sie ihre ganze Aufmerksamkeit richteten.

Nicht erfolgreich sein

Bei diesem Lebensthema erleben die Personen immer wieder ein Scheitern bei ihren Zielen. Manchmal scheint es anfangs gut zu laufen, aber dann kommt es doch wieder zu einem Einbruch in der Erreichung persönlicher Ziele. Das Scheitern scheint vorprogrammiert zu sein. Das kann sich auf berufliche, aber auch auf private Themen beziehen.

Es macht den Anschein, als könnten diese Menschen niemals glücklich oder auch nur zufrieden werden. Falls es ihnen dennoch einmal gut geht, kommen sofort nagende Schuldgefühle, da es anderen nicht so gut geht wie ihnen. So sorgen sie unbewusst dafür, doch wieder zu leiden.

Daher erstaunt es nicht, dass hinter diesem Lebensthema häufig ein Schuldthema steckt. Sie dürfen zum Beispiel nicht erfolgreicher oder glücklicher werden als ein anderes für sie wichtiges Familienmitglied oder der Partner bzw. die Partnerin. Sie haben das Gefühl, etwas wieder gutmachen zu müssen, auch wenn sie nicht wissen was. So sabotieren sie sich unbewusst selbst und sorgen dafür, eben nicht erfolgreich zu werden.

Nicht normal sein

Die Menschen, für die dieses Lebensthema zutrifft, halten sich für ganz besondere Menschen, die es verdienen Respekt und Anerkennung dafür von anderen zu bekommen. Mit Kritik können sie nicht gut umgehen und reagieren darauf eher rachsüchtig. Selbstkritik ist nicht ihre große Stärke. Vielmehr suchen sie die Schuld bei anderen oder eben den äußeren Umständen, jedoch niemals bei sich selbst. Sie lassen andere nicht nah genug an sich heran.

Schaut man in ihre Kindheit, wurden sie dort bereits wie ein kleiner König bzw. wie eine kleine Königin behandelt. Häufig wurde das Kind als etwas ganz Besonderes behandelt, etwa als Wunderkind oder auch Lieblingskind eines Elternteils. Vielleicht war es auch eine Art Partnerersatz für die Mutter. Enttäuschungen wurden von ihnen ferngehalten und Grenzen gab es auch keine bzw. zu wenige.

Nicht gut für sich sorgen

Nun kommen wir zu einem Lebensthema, das leicht in ein Burnout führt, wenn man es nicht frühzeitig erkennt und dagegen arbeitet. Dieser Personenkreis möchte es so sehr anderen recht machen, dass er seine eigenen Bedürfnisse schon gar nicht mehr wahrnimmt. Ein Nein kommt ihnen so gut wie gar nicht über die Lippen. Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, fällt ihnen unsagbar schwer, weshalb es selten passiert. Sie sind immer zur Stelle, wenn es darum geht, Aufgaben zu erledigen, die kein anderer tun möchte.

Sie ordnen sich leicht überall unter. Sie erscheinen sehr selbstlos, da sie sich selbst und auch Persönliches nicht wichtig zu nehmen scheinen. Am liebsten wollen sie es allen rechtmachen. Obwohl sie ständig ausgenutzt werden, beschweren sie sich nicht darüber.

Sie triumphieren aber heimlich über andere, da sie im Gegensatz zu anderen nichts zu brauchen scheinen. In ihrer Kindheit wurden ihre Bedürfnisse nicht (genug) erfüllt, so dass sie gelernt haben, sich selbst nicht wichtig zu nehmen und sich nicht um sich selbst zu kümmern.

Hast Du Lust, Dich auf Spurensuche zu begeben und Dich mit Deinen Lebensthemen zu beschäftigen? Dann buche hier gern Dein kostenloses 30-minütiges Vorgespräch für Dein Coaching.

Vor Scham den Kopf in den Sand gesteckt.

Was Stress mit Scham zu tun hat

In unserer stark leistungsbetonten Gesellschaft scheint es total in zu sein, gestresst zu sein. Immer beschäftigt zu sein, gibt uns ein Gefühl, dass wir wichtig sind und bestätigt unsere Überzeugung, dass es ohne uns einfach nicht geht. Zudem fühlen wir uns dann besonders leistungsfähig, was uns auch ein gutes Gefühl gibt.

Sehr häufig treffen wir auf Angebote, die uns helfen sollen, in nur ganz wenigen Schritten, den Stress aus unserem Leben zu verbannen. Wir finden zahlreiche Seminare, Blogartikel und Selbsthilfebücher, die uns genau erklären, wie wir endlich ruhig und entspannt werden.

Das heißt, es ist sowohl trendy, total gestresst zu sein, als auch, sich um die eigene Stressreduzierung zu kümmern.

Genauer betrachtet, bedeutet dies, dass der Selbstoptimierungsdrang voll zugeschlagen hat. Dieser zeigt sich einerseits in dem grenzenlos erscheinenden Leistungsdrang und andererseits darin, auch unsere Entspannungsfähigkeit zu trainieren und zu verbessern.

Doch was ist die Ursache dieses starken Dranges? Eine unbewusste Scham, wie Laurence Heller und Angelika Doerne in ihrem Buch “Befreiung von Scham und Schuld: Alte Überlebensstrategien auflösen und Lebenskraft gewinnen. Das Neuroaffektive Beziehungsmodell – NARM™” sehr detailliert aufgezeigt haben. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

Warum Anti-Stress Tipps nicht helfen

  • „Ich bin nicht gut genug!“
  • „Ich habe es nicht geschafft!“
  • „Ich kann das nicht!“

Dies sind typische Gedanken, die dieser Scham ihren Ausdruck verleihen. Die meisten Anregungen, die wir erhalten, um unseren Stress zu reduzieren, helfen uns nicht wirklich weiter, da sie nicht an der Wurzel ansetzen: an der Scham. So kratzen die Empfehlungen nur an der Oberfläche und führen bestenfalls zu kurzfristigen Verbesserungen unseres chronischen Stresszustandes.

Selbst wenn wir endlich unseren Perfektionismus angehen und darauf achten, regelmäßige Pausen in unserem Alltag einzulegen, ändert dies nichts daran, dass wir uns immer weiter erschöpfen und möglicherweise auch in einem Burnout landen, solange wir uns nicht bemühen, mit unserer Scham zu arbeiten.

Die ganzen Tipps, die wir zur Bewältigung unseres Stresses erhalten, können sogar den gegenteiligen Effekt haben. In uns kann leicht das Gefühl entstehen, versagt zu haben, da diese Tipps bei uns ins Leere laufen. Habe ich mich vielleicht nicht genug angestrengt? Oder bin ich gar nicht fähig dazu, dies umzusetzen? Dies sind Fragen, die uns dann beschäftigen und uns unter Druck setzen.

Somit fühlen wir uns noch gestresster als vorher und machen uns auf die Suche nach neuen Empfehlungen. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der schwer zu stoppen ist. Denn in der Folge schämen wir uns noch mehr, was die Suche nach dem heiligen Gral weiter verstärkt. Doch auch mit dem nächsten nicht erfolgreichen Programm verstärken wir unseren Stress weiter. Somit inszenieren wir unbewusst unseren Stress selbst.

Schambasierte Überlebensstrategien

Unsere unbewusste Scham lässt uns diverse Überlebensstrategien entwickeln:

  • hohe Leistungsbereitschaft
  • möglichst oft Macht und Kontrolle behalten
  • Erwartungen anderer Menschen erfüllen
  • eigene Interessen durchsetzen
  • sich permanent für die Bedürfnisse von anderen zuständig fühlen

Auch wenn uns diese Strategien dabei helfen, emotional zu überleben, so zahlen wir dafür dennoch einen hohen Preis: chronischer Stress und ein aus den Fugen geratenes Nervensystem.

Balance zwischen Aktivität und Entspannung

Idealerweise sind Aktivität und Entspannung in unserem Leben möglichst ausbalanciert. Beide Pole brauchen wir. Aktivität ist erforderlich, wenn wir unserer Arbeit nachgehen oder aber auch, wenn wir schwierige Situationen meistern müssen.

Entspannung hingegen ist hilfreich zur Regeneration unseres Organismus und damit die Voraussetzung, um überhaupt aktiv werden zu können. Beides zusammen sind zwei Seiten einer Medaille.

Bei der Aktivität ist das sympathische autonome Nervensystem aktiv. Das merken wir daran, dass unser Puls erhöht ist und dass unser Atem flacher und schneller geht. Die sympathische Aktivierung geht auch mit einer erhöhten Wachsamkeit, einer fokussierten Aufmerksamkeit und der Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol einher.

Muskelspannung und Blutdruck erhöhen sich und der Herzschlag wird schneller. Verdauungsprozesse werden angehalten, während die Wahrnehmung von Bedürfnissen und Gefühlen stark vermindert ist.

Das autonome Nervensystem
Sympathikus und Parasympathikus des autonomen Nervensystems

Bei der Entspannung hingegen wird der Parasympathikus des autonomen Nervensystems aktiviert. Wir können dabei genau den entgegengesetzten Zustand wie eben beschrieben wahrnehmen.

Muskeln und Bindegewebe entspannen sich, der Herzschlag verlangsamt sich, so dass es zu einem gesenkten Blutdruck kommt. Während sich die Gefäße weiten, kommt es zu einer verlangsamten tiefen Atmung. Verdauungsprozesse werden wieder aktiviert.

Stresshormone werden abgebaut und das sog. „Glücks-Hormon“ Serotonin ausgeschüttet. Das antibakteriell und antiviral wirkende Stickstoffmonoxid führt zur Stärkung der Selbstheilungskräfte und des Immunsystems.

Dieser Zustand führt zu einem inneren Loslassen und innerer Ruhe sowie einer verbesserten Selbstwahrnehmung. Sicherheit, Geborgenheit und Verbundensein können nun besser wahrgenommen werden.

Beide Funktionen des autonomen Nervensystems können nicht von unserem Willen gesteuert werden. Optimalerweise sind beide miteinander gut ausbalanciert.

Auf unseren Alltag bezogen, heißt das, dass der Sympathikus aktiv ist, wenn wir morgens unseren Tag beginnen und zur Arbeit gehen. In der Mittagspause sorgt der Parasympathikus für unsere Entspannung. Am Nachmittag auf der Arbeit brauchen wir wieder den Sympathikus. Am Abend hilft uns der Parasympathikus zur Ruhe zu kommen und unseren entspannten Abend zu genießen.

Dieser Rhythmus von Aktivität und Entspannung lässt sich auch in vielem anderen finden: im Atemrhythmus, im Tag-und-Nacht-Rhythmus oder auch in den Jahreszeiten.

Aus dem Gleichgewicht

Schambasierte Identifikationen wie das Gefühl, nicht gut genug zu sein, sorgen dafür, dass wir überaktiv sind. Damit wird der Sympathikus immer mehr angeregt. Dies wirft uns aus der Balance von Aktivität und Entspannung und führt zu permanentem Stress, der sich chronifiziert, wenn der Sympathikus ständig so hoch aktiviert ist.

Dies kann auch zu einer ständig erhöhten Wachsamkeit und Schreckhaftigkeit führen. Eigene Bedürfnisse und Gefühle können in diesem Zustand nicht mehr wahrgenommen werden. Innere Unruhe und Ängstlichkeit nehmen zu. Grübeleien, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen werden zu ständigen Begleitern.

Wir stehen dann unter permanenten inneren Druck. Wir geben innerlich Vollgas. Der Parasympathikus hat keine Chance mehr seine Funktion zu erfüllen. Der Rhythmus von Sympathikus und Parasympathikus ist durchbrochen.

Hält dieser Zustand über sehr lange Zeit an, kann dieser sogar zu Schädigungen im Gehirn und weiteren organischen Beeinträchtigungen führen.

Das heißt, es ist nun höchste Zeit, uns mit unseren schambasierten Identifikationen zu beschäftigen und für mehr Entspannung in unserem Leben zu sorgen, wenn wir nicht wollen, dass unser Organismus vollkommen zusammenbricht.

Andernfalls stoppt uns der Parasympathikus, indem er die im natürlichen Rhythmus vorkommende Entspannungs-Reaktion in eine Erschöpfungsreaktion verwandelt. Wir verlieren dann unsere Kraft und uns fehlt jegliche Energie.

In diesem Zustand wird der Sympathikus unterdrückt, während er aber seine geballte Ladung beibehält. Unter der Erschöpfung bleibt die innere Unruhe somit spürbar. Durch diese Patt-Situation von Sympathikus und Parasympathikus sind Stress und Erschöpfung quasi gleichzeitig vorhanden.

Das ist dann so, als würden wir das Gas- und das Bremspedal gleichzeitig durchtreten. Dieses Bild macht deutlich, dass sich Sympathikus und Parasympathikus gegenseitig blockieren und somit sowohl Aktivität als auch Entspannung behindern.

Scham als Ursache von chronischem Stress

Ich denke, es ist klar geworden, warum es aufgrund dieses aus dem Rhythmus geratenen autonomen Nervensystems nicht möglich ist, chronischen Stress und permanente Erschöpfung mit ein paar Tipps und Tricks zu vermindern. Dennoch versuchen wir oft krampfhaft über positives Denken oder Meditationen uns in einen Entspannungszustand zu „zwingen“, was natürlich nicht funktioniert.

Denn unser Gehirn und unsere Psyche können nicht allein mit einem starken Willen und Disziplin verändert werden. Vielmehr ist es wichtig, dass wir uns mit großer Neugier und Offenheit der Erkundung unserer schambasierten Identifikationen widmen.

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